Interview mit Helmut Hollweck von der PSD Bank zum Thema Pfandbrief
Im Magazin Vorsprung, Ausgabe Juni 2016 rund um das Thema Pfandbrief, werden unter anderem Ulrich Streitenberger und Dr. Markus Wilken von TXS interviewt.
PSD Bank Nürnberg eG: Der Weg zur Pfandbriefbank
Mit Unterstützung der TXS GmbH und weiteren Partnern hat sich die PSD Nürnberg eG jetzt den Weg zur Pfandbriefbank geebnet, mit dem Ziel, die Chancen und Möglichkeiten der Pfandbriefemission zu nutzen. Die Theorie rund um das Comeback des Pfandbriefes haben wir im Gespräch mit der TXS-GmbH kennengelernt – doch wie sieht die Umsetzung in der Praxis aus? Wir haben Helmut Hollweck getroffen, um mit ihm über den Weg zur Pfandbriefbank zu sprechen. Herr Hollweck ist seit September 2008 Vorstand der PSD Bank Nürnberg eG, verantwortlich für den Bereich Kredit und Marktfolge.
Guten Tag Herr Hollweck! Die PSD Bank hat sich dazu entschieden, auch als Pfandbriefbank zu agieren und den Pfandbrief als ein Instrument einzusetzen. Warum?
Viele Primärbanken beschäftigen sich zurzeit intensiv mit der Frage nach alternativen Instrumenten zur Refinanzierung – so auch die PSD Bank Nürnberg eG. Aufgrund des steigenden Bedarfes an langfristigen und stabilen Refinanzierungsmitteln und der rückläufigen Ergebnisse aus den eingeschränkten Möglichkeiten der Fristentransformation bietet die Refinanzierung über Pfandbriefe zusätzlich zu den klassischen Einlagen für die Zukunft eine größere Unabhängigkeit, Handlungsfähigkeit und nicht zuletzt auch eine verbesserte Liquiditätslage.
Welche Vorteile ergeben sich kurz- und mittelfristig daraus für die Bank?
Die Bank macht sich vom Refinanzierungsmarkt deutlich unabhängiger. Damit verbunden ist ein verbessertes Pricing.
Welche besonderen Herausforderungen gab es und wie konnten diese gemeistert werden?
Das Antragsverfahren bei der BaFin nahm 15 Monate in Anspruch – das heißt zu Beginn musste mit Hochdruck an der Erstellung der Unterlagen für die Emissionserlaubnis gearbeitet werden. Die Projektstruktur mit fünf Teilprojekten und die Einbindung externen Expertisen hat zum Erfolg maßgeblich beigetragen.
Welche Auswirkungen hatte die Integration von Pfandbriefen zur Refinanzierung speziell in Ihrem Hause?
Speziell der Teilprojekt „Prozesse“ stand unter der Maßgabe, dass unser bereits sehr guter Baufinanzierungsprozess unter allen Umständen „schlank, schnell und einfach“ bleiben soll. Nur solche Veränderungen, die aufgrund der gesetzlichen Vorgaben zwingend erforderlich waren, wurden umgesetzt. Durch eine pragmatische und kreative Herangehensweise konnten zusätzlich Lösungen erarbeitet werden, mit welchen wir unsere Mitarbeiter und Kunden noch besser unterstützen und die unserer Strategie entsprechen.
Welche Anforderungen gab es? Welche Anpassungen an den Prozessen und an der IT mussten vorgenommen werden?
Zunächst musste beachtet werden, dass die Beleihungswertermittlung BelWertV konform erfolgt. Außerdem darf der Beleihungswert erst nach der Besichtigung aufgestellt werden und es muss eine Funktionstrennung hinsichtlich der Beleihungswertermittlung und der Kreditgenehmigung erfolgen. Dabei zu beachten ist, dass immer eine Innen- und Außenbesichtigung stattfinden muss.
Für die Verwaltung des Deckungsstocks haben wir uns für die Software der Firma TXS entschieden. Diese Anwendung hat die pfandbriefgesetzliche Berechnung und zukunftsorientierte Deckungsstockplanung realisiert. Die gesetzlichen Reports können schnell und automatisiert erstellt werden.
Wie wird der Prozess in der Immobilienfinanzierung technologisch unterstützt?
Der gesamte Kreditprozess wird von der Beratung über die Votierung bis zum Versand des Darlehensvertrages durchgängig technisch unterstützt. Die PSD Nürnberg eG nutzt hierzu das webbasierte Kreditprozessingsystem MONTO mit integriertem Regelwerk, das ebenso alle Unterlagen kontextbezogen erzeugt, digital verwaltet und automatisch archiviert. Der Status eines Kundenprojekts ist für jeden Prozessschritt nachvollziehbar einsehbar und auch für das Vermittlergeschäft transparent und komfortabel dargestellt. Innerhalb des Kreditprozessingsystem MONTO erfolgt die Abbildung der Bewertung der Immobilie nach BelWertV. Für die Anforderungen der BelwertV, bzw. auch der Wohnimmobilienkreditrichtlinie, verfügt das System über entsprechende Funktionalitäten im Kreditgenehmigungsprozess.
Die Funktionstrennungen sind über Rechte und Rollen sichergestellt. Ebenso gibt es für die Beleihungswertermittlung eine integrierte vdp-Research-Schnittstelle, deren Werte im System verarbeitet werden.
Warum arbeiten Sie mit PRO-DIRECT-FINANCE zusammen?
P-D-F bietet uns eine voll digitalisierte Lösung, in der wir den kompletten Kreditprozess abbilden können. Alles wurde von dem Unternehmen individuell an die Anforderungen und Besonderheiten der PSD Bank Nürnberg angepasst. Die Lösung passte einfach zu unserer Geschäftsstrategie: Wir können Anträge schneller bearbeiten und gleichzeitig unsere Mitarbeiter entlasten.
Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit?
Wir sind sehr angetan, sowohl auf fachlicher als auch persönlicher Basis. Das Team von P-D-F hat uns auf dem gesamten Weg der Implementierung von MONTO unterstützt, uns intensiv geschult und stand und steht uns jederzeit zur Seite.
Wohin wird sich der Markt Ihrer Meinung nach entwickeln und worauf müssen Banken jetzt besonders achten?
Die größte Herausforderung – aber auch Chance – ist und bleibt die Digitalisierung. Banken müssen jetzt aufpassen, dass sie die neuen Trends nicht verschlafen und dabei auf der Strecke bleiben. Bankenkunden haben sich stark verändert und sind digitale Lösungen aus anderen Branchen gewöhnt. Diese fordern sie heute auch von Ihrer Bank ein. Zusätzlich spielen FinTechs immer mehr am Kreditmarkt mit. Banken sollten diese ernst nehmen und am Ball bleiben, zum Beispiel indem sie ihr Knowhow gezielt mit digitalen Services verbinden.
Vielen Dank für die interessanten Einblicke, Herr Hollweck! Wir werden die Entwicklung der PSD Bank weiter gespannt verfolgen!
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